Das Werk des in Paris und Neuhausen am Rheinfall arbeitenden Richard Tisserand ist mit Abstand am schönsten: Die einmalige Leuchtkraft der Hinterglasbilder wie auch die Motive erschliessen sich einem erst aus der Distanz.
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Das Werk des in Paris und Neuhausen am Rheinfall arbeitenden Richard Tisserand ist mit Abstand am schönsten: Die einmalige Leuchtkraft der Hinterglasbilder wie auch die Motive erschliessen sich einem erst aus der Distanz.
Da ist zum einen die Serie «Höhenrausch» – Panoramen aus dem Appenzeller Alpstein-Massiv, majestätisch in Szene gesetzt. Tisserand greift hier die Naturgemälde aus dem 19. Jahrhundert auf, bricht aber mit der romantischen Vorstellung. Statt die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen zu stillen, löst er das Sujet mit groben Pinselstrichen auf und verweist so auf eine reifere Betrachtungsweise: Man muss ein wenig Abstand gewinnen, ehe man den Blick fürs grosse Ganze hat – die monumentale Postkartenidylle.
Ähnlich verhält es sich mit den Pariser Stadtbildern aus der Werkgruppe «Weitsicht». Grösstenteils vom Ausblick auf dem Tour de Montparnasse oder dem Montmartre inspiriert, erzielt Tisserand mit der Sezierung der Motive in rhythmische Pinselstriche eine Aura von impressionistischer Poesie.
Dabei lässt Tisserand uns „tief ins Glas schauen“: Indem er nämlich die Farbe auf die Rückseite einer Glasscheibe aufträgt, blickt der Betrachter durch das Glas hindurch.
Das verleiht den Farben eine ungeahnte Tiefe und verblüffende Brillanz, führt uns aber auch die moderne Form unserer Wahrnehmung vor Augen: Ans Bild kommt man nicht ran, es hält uns auf Distanz – was wir sehen, ist nicht zu fassen. Fernseher und Computer lassen grüssen.
23.09.2013